Methoden aus dem Produktmanagement: Mehr Wertschöpfung für alle Unternehmensbereiche
- Ronny Mees

- 1. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Da habe ich viele Jahre Produktmanagement gemacht, Erfahrungen gesammelt und jetzt werde ich etwas ganz anderes tun - Wie soll das denn gehen ?
Produktmanagement ist längst keine Nischendisziplin mehr. Die Werkzeuge, die hier entwickelt und/oder erprobt wurden, die intensiv genutzt wurden, sind überall dort hilfreich, wo Komplexität, Schnittstellen und Zielkonflikte den Projekterfolg bestimmen. Ob es sich um eine neue Fertigungslinie, eine Marketingkampagne oder ein Rationalisierungsprojekt handelt – die Denk- und Arbeitsweisen aus dem Produktmanagement schaffen Orientierung und Wirkung. Und wenn das einige Lean- oder Projektmanagementtrainer lesen, werden sie vielleicht sagen: Na klar, das sind ja auch unsere Methoden ;-)
Beispiele aus der Praxis
1. Arbeitsvorbereitung: User Story Mapping für Prozessplanung
Traditionell werden Arbeitspläne linear erstellt. Doch gerade bei komplexen Fertigungsprozessen ist es hilfreich, Tätigkeiten aus Sicht des „Nutzers“ (Mitarbeiter am Arbeitsplatz) zu beschreiben. Mit User Stories („Als Mitarbeiter möchte ich …, damit …“) entsteht ein transparentes Bild, welche Prozessschritte kritisch sind.
Nutzen: Prozessschritte werden ergonomischer, Fehlerquellen sichtbar, Mitarbeitende fühlen sich gehört.
2. Aufbau einer Fertigungslinie: Design Thinking für Mensch-Maschine-Interaktion
Beim Aufbau neuer Linien steht oft die Technik im Vordergrund. Mit Design Thinking-Workshops lassen sich Bedienoberflächen, Abläufe und Schnittstellen früh aus der Perspektive der Anwender gestalten.
Nutzen: höhere Akzeptanz, weniger Schulungsaufwand, weniger Bedienfehler.
3. Rationalisierungsprojekt: Value Proposition Canvas & ABC-Analyse
Nicht jede Automatisierung bringt automatisch Mehrwert. Der Value Proposition Canvas aus dem PM hilft, die entstehenden „Pain Relievers“ (z. B. Ausschussreduktion) und „Gain Creators“ (z. B. Kapazitätserhöhung) explizit darzustellen. Ergänzend fokussiert die ABC-Analyse die Maßnahmen: „A-Prozesse“ mit hohem Wertbeitrag werden zuerst optimiert, „C-Prozesse“ nur nachrangig.
Nutzen: bessere Priorisierung der Investitionen, sichtbarer ROI und schnelle Erfolge.
4. Projektmanagement: Kano-Analyse & JTBD für Automatisierungsumfang
Automatisierungsprojekte enthalten oft Features, die „nice-to-have“ sind, aber Kosten treiben. Die Kano-Analyse zeigt, welche Funktionen Pflicht sind, welche echten Wettbewerbsvorteil bringen und welche nur Begeisterungsfaktor sind. In Kombination mit Jobs-to-be-Done (JTBD) wird klar: Welchen Job soll die Automatisierung für Unternehmen und Mitarbeiter wirklich erledigen? – z. B. weniger Stillstände, höhere Ergonomie, konsistente Qualität.
Nutzen: Kostensenkung durch Weglassen von wenig wirksamen Features und Fokus auf echten Nutzen.
5. Marketingkampagne: Hypothesen-getriebene Roadmap & Stakeholderanalyse
Kampagnen sind oft durch starre Jahrespläne geprägt. Besser: eine Roadmap auf Basis von Hypothesen („Wir glauben, dass Kanal X mehr Leads bringt …“), die iterativ getestet wird. Flankierend eine Stakeholderanalyse: Wer im Unternehmen hat Einfluss auf Budgets, Content oder Timing? Wer kann blockieren, wer ist Multiplikator?
Nutzen: Flexibilität, datenbasierte Optimierung – und frühzeitige Akzeptanz bei allen Beteiligten.
6. Sales-Initiative: Customer Journey Mapping (CJM)
Im Vertrieb werden Maßnahmen oft auf Bauchgefühl priorisiert. Mit CJM werden alle Touchpoints systematisch analysiert – von der ersten Kontaktaufnahme bis zum After-Sales.
Nutzen: Fokus auf die entscheidenden Kontaktpunkte, bessere Conversion-Raten.
7. Fertigungsoptimierung: Lean Canvas für interne Projekte
Nicht nur Start-ups profitieren vom Lean Canvas. Auch in Rationalisierungsprojekten lassen sich Annahmen zu Problem, Lösung, Kosten und Nutzen auf einer Seite visualisieren.
Nutzen: Klarheit für alle Beteiligten, Reduktion von Komplexität, schnelle Vergleichbarkeit von Optionen.

Fazit: Ein Methodenmix für jede Herausforderung
Ob User Story Mapping in der Arbeitsvorbereitung, Design Thinking für Fertigungslinien, Value Proposition Canvas & ABC-Analyse für Investitionen, Kano & JTBD für Automatisierungsentscheidungen oder Stakeholderanalyse für Marketingkampagnen – die Beispiele zeigen: Produktmanagement-Methoden schaffen Mehrwert in unterschiedlichsten Projekten.
Sie strukturieren Entscheidungen, schaffen Akzeptanz, sichern den Fokus auf den tatsächlichen Nutzen und reduzieren Risiken.
Und das Besondere: Es geht nicht darum, dass jede Abteilung plötzlich „Produktmanagement macht“. Vielmehr bringen diese Methoden einen Mindset mit, der in Projekten aller Art wirkt – den Blick auf den Nutzen, das Denken in Hypothesen und die Fähigkeit, komplexe Interessen zusammenzuführen.
👉 Tipp für die Praxis: Starten Sie nicht mit einem ganzen Methodenbaukasten. Wählen Sie für Ihr nächstes Projekt eine PM-Methode, wenden Sie diese bewusst an – und beobachten Sie, wie Klarheit, Akzeptanz und Wirkung steigen.




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