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Nach der Krise kommt das Wachstum

Ein Beitrag von Ronny Mees


Warum strategisches Produktmanagement im Mittelstand unverzichtbar ist


Viele mittelständische Unternehmen haben ein Produktmanagement. In der Praxis bedeutet das häufig, dass jemand ein Backlog pflegt, Anforderungen sammelt und zwischen Vertrieb und Entwicklung vermittelt, dafür sorgt, dass Kundenwünsche umgesetzt werden. Das ist nützlich, aber es bleibt auf der operativen Ebene. Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte wird das nicht reichen.


Der Job-to-be-done der Unternehmensführung


Die zentrale Aufgabe jeder Geschäftsführung lautet: das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu halten. Das bedeutet, Wachstum zu sichern, Innovationen voranzubringen und Komplexität zu beherrschen, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen. In vielen Unternehmen wird diese Aufgabe vom Tagesgeschäft überlagert. Die Folge: Produktmanagement ist da, aber es entfaltet nicht die Wirkung, die eigentlich nötig wäre.


Wo wir heute stehen


Meine eigene Umfrage, an der sich eigene meiner Follower beteiligt haben, bestätigt das Bild: Nur 20 Prozent der Befragten sehen ihr Produktmanagement als gut etabliert. Fast 70 Prozent erleben regelmäßig oder gelegentlich Missverständnisse über die Rolle. Strategische Verantwortung, etwa für Business Cases oder die Profitabilität von Produkten, wird nur selten wahrgenommen.

Das passt zu globalen Studien. Dort nennen 35 Prozent der Befragten unklare Rollen, und 60 Prozent der Führungskräfte geben an, den Wertbeitrag des Produktmanagements nur teilweise zu verstehen. Mittelständische Industrieunternehmen investieren zudem im Schnitt nur 2 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Bei Großunternehmen liegt dieser Wert bei rund 7 Prozent. Die Innovationskraft im Mittelstand ist also strukturell eingeschränkt.

Die Folge: Produktportfolios wachsen in die Breite, weil immer neue Varianten und kundenspezifische Lösungen entstehen. Ressourcen werden auf viele kleine Projekte verteilt, Innovationen bleiben liegen und die Time-to-Market ist oft zu lang.



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Die Erkenntnis: Es muss sich etwas ändern


Wenn Unternehmen feststellen, dass sie immer langsamer werden, dass die Produktvielfalt die Organisation überfordert und dass die Margen sinken, dann ist klar: Irgendetwas muss sich ändern. Zahlen zeigen deutlich, dass nur 40 Prozent neuer Produkte langfristig erfolgreich sind. Der Rest scheitert an fehlender strategischer Steuerung.


Der Hebel: Strategisches Produktmanagement


Die Antwort liegt in einem klaren Fokus auf strategisches Produktmanagement. Damit meine ich nicht zusätzliche Excel-Tabellen oder schönere Roadmap-Folien. Gemeint ist die konsequente Übersetzung der Unternehmensstrategie in konkrete Markt- und Produktentscheidungen.

Strategisches PM bedeutet, das Portfolio aktiv zu steuern, Projekte mit geringem Nutzen zu beenden und Ressourcen auf die richtigen Produkte zu konzentrieren. Es bedeutet, Varianten und Komplexität bewusst zu managen, etwa durch Baukastensysteme, die Kosten und Lieferzeiten senken. Es bedeutet, Prozesse so aufzusetzen, dass neue Produkte schneller am Markt sind und Fehlschläge früh erkannt werden.

Vor allem heißt es, die Unternehmensstrategie in den Produkten sichtbar zu machen. Kunden und Märkte sollen klar erkennen können, wofür ein Unternehmen steht, mit welchen Produkten welche Jobs-to-be-done der Kunden optimal unterstützt werden. Gleichzeitig wirkt strategisches PM als Brücke zwischen Vertrieb, Entwicklung und Geschäftsführung. Es reduziert Missverständnisse, klärt Prioritäten und sorgt dafür, dass Innovationen nicht zufällig, sondern geplant und ressourcengestützt entstehen.


Die Rolle der KI


Künstliche Intelligenz verändert das Produktmanagement grundlegend. Sie kann große Datenmengen analysieren, Muster erkennen und Szenarien simulieren. Damit wird sie zu einem mächtigen Werkzeug. Aber KI entscheidet nicht. Sie kennt zwar den Wortlaut, aber nicht die Strategie, den Sinn, noch die Kultur eines Unternehmens. Sie kann keine Stakeholder überzeugen und sie kann keine Verantwortung übernehmen.

Das bedeutet: KI wird das Produktmanagement unterstützen, es schneller und datengetriebener machen. Sie wird aber nicht die strategischen Entscheidungen ersetzen. Die Zukunft liegt in der Kombination aus menschlicher Steuerung und KI-gestützter Analyse.


Fazit: Das ist der Weg


Mittelständische Unternehmen haben die Wahl. Sie können weitermachen wie bisher und sich in kleinteiligen Anpassungen verlieren. Oder sie können den Schritt gehen und ihr Produktmanagement konsequent strategisch ausrichten.

Strategisches Produktmanagement ist kein Luxus. Es ist der Schlüssel, um Wachstum zu sichern, Komplexität zu beherrschen und Innovation planbar zu machen. KI wird dabei ein wertvolles Werkzeug sein, aber die Richtung und die Entscheidungen bleiben Managementaufgabe.

👉 Genau deshalb ist strategisches Produktmanagement heute wichtiger denn je – es ist der Weg, um den Mittelstand in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zukunftsfähig zu halten.


📌 Quellen:

Eigene Umfrage 2025 (SurveyMonkey)

Global Product Management Challenges Survey (econstor.euuxcam.com)

KfW-Innovationsbericht Mittelstand

Bitkom IT-Mittelstandsbericht 2022

Wikipedia KMU

 
 
 

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